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Majoran: Vom grafftn bis zum gribbeln

Majoran

Die Tradition des Majorananbaus in Neusiedl am See hatte seine Blütezeit in den 1930 bis 1950 Jahren. Die Flächen verteilten sich auf hunderte kleine Gartenstücke, die in Handarbeit von den Gemüsebauern bewirtschaftet wurden. Man kann sogar behaupten, dass es der Majoran war, der Neusiedl als ehemalige Gartenstadt begründet hat. Majoran ist mit den Eigenheiten der pannonischen Küche untrennbar verbunden. Ein „würziger“ Duft lag jeweils zur Blütezeit des Majorans im Juli über der ganzen Stadt. Die Luft über den Gärten war vom Summen der Bienen erfüllt, die ein schier unendliches Futterfeld vorfanden. Zur Freude der Imker, denn der köstliche Majoranhonig fand bei den Feinschmeckern reißenden Absatz. Mit den immer mehr werdenden Paradeis- und Salatanbau verschwand jedoch der Majorananbau fast gänzlich aus Neusiedl.

Die letzten Majoran-Bauern

Ein Pärchen – Elisabeth und Paul Haider – waren solche Neusiedler Majoranbauern. Ihr ganzes Leben lang bauten sie Jahr für Jahr ihre Kräuter an. Beide über 80 Jahre alt, ernteten sie im Jahr 2007 noch 10 Kilogramm. Die Haiders haben den Samen des Majorans über Jahrzehnte vermehrt. Es war nicht einfach, den Majoran gekonnt zu pflanzen. Die Samen wurden schon im März oder April noch zwischen den heranwachsenden Salat „eing’schert“. Dabei durfte dieser nicht zu seicht zum Liegen kommen, denn „sonst picken ihn die Vögel aus oder es vertragt ihn der Wind“. Aber er durfte auch nicht zu tief liegen, „er muss eben grad noch das Zwölfuhrläuten hören“, belehrten einst die Großmütter in Neusiedl am See ihre Enkel.

Im August, bei heißem und trockenem Wetter wurde dann „Meicharon/Maigroun grafft“ (geerntet). Mit riesigen „Grainzn“ (Buckelkörben) und „Schwingan“ (flache geflochtene Tragkörbe) war man unterwegs, um den ausgerissenen und gebündelten Majoran, dessen drahtige Wurzeln noch im Garten abgehackt wurden, heimzuschaffen. Daheim wurde der Majoran auf große „Plochn“ (Plachen) zum Trocknen aufgestellt, nicht selten aber auch „auf da Gossn“ ausgebreitet, wenn die Hofflächen dafür zu klein waren.

War der Majoran ganz trocken, dann wurde er „gribbelt“ (gerebelt) also mit bloßen Füßen ausgetreten und dann gesiebt. Das war ein „Schauspiel“, das man in diesem Umfang nur in Neusiedl am See miterleben konnte. Die Haiders waren hoch erfreut als sich 2006 ein Verein formierte, der wieder auf den Schwemmböden des Neusiedlersees original Neusiedlersee Majoran anbaute. Dafür sponserte das Ehepaar 3 Kilogramm Samen.
Das Kraut ist aus der pannonischen Küche nicht wegzudenken. Gerichte wie Majoranfleisch oder Bohnenstrudel werden durch den wertvollen Majoran abgerundet.

Rezept-Tipp:

Majoran-Paradeiser-SuppeMajoranhäufchen

1 1/2 kg reife Tomaten
1 rote Paprikaschote
1 Zwiebel
1/2 Bund Majoran
2 EL Butter
5 schwarze Pfefferkörner
1 Lorbeerblatt
1/8 l Gemüsesuppe
100 g Sahne
1 kleine Dose Maiskörner (135 g)
Salz, Pfeffer

Zubereitung

  1. Die Tomaten waschen und vierteln. Paprika waschen, putzen und klein würfeln. Zwiebel schälen und fein hacken. Majoran waschen, abtrocknen, Blätter abstreifen und hacken.
  2. Butter schmelzen, Zwiebel und Paprika darin andünsten. Tomaten, Majoran, Pfefferkörner und Lorbeer dazugeben, Brühe angießen. Aufkochen und zugedeckt 20 Minuten köcheln lassen. Lorbeer entfernen.
  3. Suppe pürieren und durch ein Sieb streichen. Sahne unterrühren, aufkochen lassen, salzen und pfeffern. Mais abtropfen lassen, in die Suppe geben und kurz erhitzen.

Rezept von www.pannonischer-safran.at

Diese Geschichte wurde mit freundlicher Unterstützung von Herrn Johannes Pinterits (Majoran und Safranbauer) genehmigt.

Textquellen: „Bäuerliche Vereine und Genossenschaften im 20. Jahrhundert in Neusiedl am See“, Paul Rittsteuer